Seniorenmesse in Reinbek: Meine Oma testet das Elektromobil
Ein kluger Zug, wie sich bald nach unserer Ankunft herausstellt. Denn die „Viva Seniores“ ist eine Verbrauchermesse – das heißt, sie richtet sich in erster Linie an alte Menschen. Viele der Aussteller haben ihre Produkte nicht nur dabei, sondern laden uns auch zum Ausprobieren ein. Da es etwas albern aussehen würde, wenn ich mich auf den Treppenlift setze oder den Rollator schiebe, übernimmt meine Oma diesen Part. Ich halte fleißig die Kamera drauf (das Ergebnis könnt ihr in der Bildergalerie unten sehen) und stelle mal wieder fest, dass Omi ein äußerst talentiertes Model ist. Einen Stand weiter treffe ich Uwe Bolt, der sich auf „alles rund um den Computer“ spezialisiert hat. Bei der Arbeit mit Senioren nimmt er sich Zeit, um herauszufinden, was ihre konkreten Bedürfnisse sind. „Alte Menschen wollen, dass ihre Fragen ruhig und verständlich beantwortet werden“, sagt der IT-Experte. Die eigenen Kinder seien dafür oft zu hektisch und ungeduldig. Ganz anders, aber wie ich finde ebenso sinnvoll, ist der Ansatz von Ursula und Frank Buchwald. Gemeinsam mit Senioren erstellen sie deren Biografien und Familiengeschichten – hochwertig gesetzt und gebunden. „Es gibt immer mehr Menschen, die viel zu erzählen haben und von ihren Kindern aufgefordert werden, ihre Erinnerungen aufzuschreiben“, sagt Frank Buchwald, der gelernter Schriftsetzermeister ist. An seinem Stand wird er heute unterstützt von Ursula König – einer zufriedenen Kundin, die inzwischen zu einer guten Freundin geworden ist. Omas Höhepunkt ist der Shanty-Chor Neuengörs, der im Hintergrund Seemannslieder zum besten gibt. Zum Abschluss stehen noch „An de Eck steiht ‘n Jung mit ‘n Tüddelband“ und „In Hamburg sagt man Tschüss“ auf dem Programm. Oma ist von dem Elektromobil abgestiegen und wir schunkeln und singen ausgelassen. Zurück in Omas Küche breiten wir unsere Mitbringsel auf dem Tisch aus und machen eine Bestandsaufnahme. Neben unzähligen Prospekten, Visitenkarten und Flugblättern haben wir fünf Rosen, zwei Jutebeutel, zwei Packungen Buntstifte, ein Quartett-Spiel, eine Parkuhr, drei kleine Tafeln Schokolade, eine Packung Gummibärchen, zwei Bonbons, drei Packungen Pfefferminzbonbons, drei Blöcke, 17 Kugelschreiber und zwei Kosmetikproben erbeutet. Ich würde sagen, der Messebesuch hat sich gelohnt – in mehrfacher Hinsicht.
Die im Artikel vorgestellten Aussteller sind nur eine Auswahl. Darüber hinaus waren auf der Messe noch Pflegedienste und -heime, Bestattungsinstitute, Anbieter von Sicherheitssystemen, Reha- und Medizintechnik, Anwaltskanzleien, Hörgeräteakustiker, Seniorenhäuser, und -residenzen, Betreutes Wohnen, Sportvereine, Reiseanbieter, ein Friedhof, ein Fotograf, eine Naturheilpraxis, die Senioren Union, eine Innedekorateurin, ein ambulanter Hospizdienst, eine Spedition für Umzüge, zahlreiche Referenten, die Fachvorträge hielten, und viele mehr vertreten.