Danach hieß es für den Teil der Reisegruppe, der nach Frankfurt am Main oder Berlin fliegt, Abschied nehmen. Ich habe einige von ihnen um ein kurzes Statement zu der Reise gebeten. Auch von der Gruppe, mit der ich über Kopenhagen nach Düsseldorf geflogen bin, habe ich ein Stimmungsbild eingeholt. Was die Fachkräfte sagen, nachdem wir fünf Tage in Norwegen verbracht haben, siebenmal geflogen sind, Krankenhäuser in drei Städten besucht und rund 20 Fachvorträge gehört haben, lest ihr unter dem Bild aus der Memory-Klinik.
Es ging zwar viel um ,Primary Care‘ im Sinne von medizinischer Grundversorgung, aber der Eindruck hat sich mehr und mehr verfestigt, dass die enge Zusammenarbeit der Akutkrankehäuser mit Hausärzten und Pflegediensten essentiell ist, um eine gute Versorgung von Menschen mit Demenz zu gewährleisten.
Prof. Dr. Rajan Somasundaram, Leiter der Notaufnahme, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin
Demenzsensibilität ist Aufgabe und Chance zugleich. Und es ist möglich! In der Gesellschaft, im Krankenhaus und vor allem in der Begegnung zwischen den Menschen. ,Enthusiasts welcome!‘
Stefan Blumenrode, Leiter der Weiterbildungsstätte psychiatrische Pflege des Bildungszentrums im Klinikum Stuttgart
Der Stellenwert der Pflege ist in Norwegen viel höher als in Deutschland und die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen werden stärker gefördert. Außerdem ist die Versorgung der Patienten in der Häuslichkeit besser, die Strukturen begünstigen kurze Liegezeiten im Krankenhaus und es wird den Menschen leichter gemacht, zuhause alt zu werden und dort gepflegt und versorgt zu werden.
Svenja Ostojic, Stationsleitung und Praxisanleiterin familiale Pflege, Station David des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf in Hamburg
Wir wurden hier enorm freundlich empfangen. Die norwegischen Kollegen sind engagiert und sehr offen, wenn es darum geht zu berichten, was ihre Aufgaben sind und wer im Gesundheitssystem welche Rollen übernimmt. Ich hätte mir gewünscht, anhand von konkreten Fallgeschichten noch etwas mehr darüber zu erfahren, wie die Versorgung in der Praxis tatsächlich abläuft.
Beatrice Frederich, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Praxisanleiterin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Albertinenkrankenhaus in Hamburg
Norwegen zeigt, wie Fortschritt möglich ist, wenn Praxis und Wissenschaft aller Professionen verzahnt zusammenarbeiten. Viele Krankenhäuser kooperieren mit einer Universität, Praktiker sind gleichzeitig Forschende.
Daniel Tucman, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. in Köln
Es war sehr bereichernd, die vielen verschiedenen Menschen aus unterschiedlichsten Berufsgruppen zu treffen und die Begeisterung für ihre jeweiligen Tätigkeiten zu spüren. Ich kehre mit ganz vielen Ideen und Plänen nach Hause zurück.
Dr. med. Kristina Gartzen, Ärztin für Psychiatrie, Neurologie, Geriatrie, Oberärztin in der Geriatrie Haus Berge der Contilia Gruppe, Essen
Gesundheit und Lebensqualität sind das gemeinsame Ziel der norwegischen Fachkräfte und werden nicht als wirtschaftliche Leistung betrachtet. Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Mareike Schöning, Fachkrankenpflegerin Intensivstation, St. Ansgar Krankenhaus in Höxter
Die wichtigste Maßnahme für Menschen mit Demenz im Krankenhaus ist, sie möglichst gar nicht erst ins Krankenhaus kommen zu lassen. Das System in Norwegen ist unkomplizierter, bietet dank einer hohen Fachlichkeit außerhalb des Krankenhauses alternative Behandlungsmöglichkeiten und ist damit an sich demenzfreundlicher. Wird ein Krankenhausaufenthalt unvermeidbar, müssen wir uns in Deutschland allerdings nicht verstecken, da haben wir auch hier bereits gute Ideen entwickelt.
Dirk Eickmeyer, Referent, Demenz-Servicezentrum Ostwestfalen-Lippe
,A dementia friendly hospital is engagement for people.‘ Das norwegische Gesundheitssystem ist charakterisiert durch ein starkes Miteinander. Gleichzeitig wurde mir auf der Studienreise bewusst, dass auch wir in Deutschland gute Ideen für die Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus haben. Nun ist es an uns, diese zu implementieren, evaluieren und nachhaltig umzusetzen. Nach den Eindrücken aus Norwegen sehe ich diese Aufgabe als eine Chance für die interdisziplinäre Zusammenarbeit, bei der Pflege, Therapeuten, Ärzte, Wissenschaftler und alle weiteren Akteure im Gesundheitssystem gemeinsam starke Teams bilden.
Florian Tölle, Pflege- und Organisationsentwicklung, Diakovere Krankenhaus in Hannover
Der reale Vergleich der beiden Gesundheitssysteme war spannend und lehrreich zugleich. Dabei wurde mir deutlich aufgezeigt, dass beide Systeme vor der Herausforderung der Versorgung von Menschen mit Demenz stehen. Durch die auf der Reise gewonnenen Erkenntnisse werde ich diesen nun konsequenter begegnen können.
Matthias Apken, Pflegedirektor, Maria-Josef Hospital in Greven
In Norwegen wird der Grundsatz ,ambulant vor stationär‘ durch bessere Vernetzung der Strukturen konsequenter umgesetzt als in Deutschland. Dies ist vor allem für an Demenz erkrankte Menschen ein großer Vorteil, weil Krankenhausaufenthalte dadurch unter Umständen vermieden werden können. Mir ist bei den Gesprächen sehr deutlich bewusst geworden, wie wichtig es ist, mehr zugehende Beratung anzubieten.
Barbara Ehm, Diplom-Sozialpädagogin, Fachstelle für pflegende Angehörige des Diakonischen Werks in Fürth
Mich haben die klaren Strukturen und die praxisnahe Umsetzung der Ideen überzeugt. Beispielhaft dafür steht die Einbeziehung der Wünsche und Bedürfnisse der Menschen mit Demenz in den nationalen Demenzplan.
Gudrun Roling, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Universität Witten/Herdecke
In Norwegen ist die Kommunikation und die Interaktion zwischen den Berufsgruppen meiner Meinung nach besser. Das liegt sicher auch an dem anders organisierten Gesundheitssystem. Die Memory-Teams sind ein tolles Instrument, das man auch in Deutschland etablieren sollte.
Sandra Kapinski, Study Nurse, Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Berlin
Gerade nach der heutige Vorstellung einer Memory-Klinik ist mir bewusst geworden, welch großer Wert in Norwegen auf eine längerfristige Weiterbetreuung der Patienten mit einer frischen Demenzdiagnose gelegt wird. Und immer werden die Angehörigen dabei besonders beachtet.
Steffi Wiards, Klinische Neuropsychologin und Demenzbeauftragte im Städtischen Klinikum Lüneburg
Weitere Berichte zur Studienreise Demenz im Krankenhaus findet ihr hier: Tag eins: Studienreise nach Norwegen Tag zwei: Norwegen hat einen Plan Tag drei: Häkeln statt fixieren Tag vier: Schmerztherapie bei Demenz Dieser Artikel wurde am 2. Juni 2017 veröffentlicht