Ute Kenyon besitzt einen Pflegedienst in Dortmund
Die beiden – Utes Mutter Lioba und ihr Ex-Mann Phil, wie ich später erfahre – gehen zurück an die Arbeit. Ute begrüßt mich herzlich und entschuldigt sich für das Durcheinander: „Freitag ist Großkampftag“.
Demenz-WG „Villa Elisabeth“: Moderner Bungalow mit Terrasse und Garten Ute und ich steigen in ihren schwarzen Mini und fahren los. WGs besichtigen. Sie führt mich durch die einzelnen Häuser, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zuerst besuchen wir ein in die Jahre gekommenes Einfamilienhaus in der noblen Dortmunder Gartenstadt – die älteste WG, die Ute liebevoll „Knusperhäuschen“ nennt. Als nächstes steht die „Villa Elisabeth“ auf dem Plan – ein moderner Bungalow in direkter Umgebung des Westfalenparks. Den Abschluss bildet die „Villa Lioba“, ein Verbund aus zwei WGs in einem schlichten Mehrfamilienhaus im zentral gelegenen Dortmund-Körne. In den einzelnen WGs leben bis zu acht Bewohner im Alter von 70 bis 90 Jahren – die meisten von ihnen sind demenziell verändert. Utes Pflegedienst ist Träger der Einrichtungen, in denen die Bewohner rund um die Uhr von Pflegekräften betreut werden.
Vor einigen Jahren fuhr die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin noch eigene Touren und hat alte und kranke Menschen zu Hause gepflegt. „Nachdem sich die Zahl der Patienten fast verdoppelt hat, geht das aber nicht mehr“, sagt Ute nicht ohne Wehmut.
Nur ihr jetztiger Mann und ihre jüngere Tochter (acht Jahre) arbeiten nicht für sie. Noch nicht. „Bei der Kurzen könnte ich mir vorstellen, dass sie mal Ergotherapeutin wird, die könnten wir hier dann auch brauchen“, sagt Ute schmunzelnd. „Wenn sie etwas völlig anderes machen will, ist das aber auch okay für mich.“
Packt dreimal die Woche im Pflegedienst mit an: Utes Mutter Lioba (81)
Ihren Weg ist sie auch ohne Abitur gegangen. Nach drei Jahren Festanstellung im Krankenhaus machte sie sich mit ihrem eigenen Pflegedienst selbstständig. Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat. „In der häuslichen Pflege wird einem die gesamte Bandbreite an medizinischem und pflegerischem Wissen abverlangt. Man hat viel Spielraum – das erfordert ein hohes Maß an Kompetenz und Fachverantwortung“, beschreibt Ute die Herausforderungen, die sie an ihrem Job reizen.
Für mich als absolute Quereinsteigerin im Bereich Pflege war Utes Teilnahme eine große Bereicherung. Wenn sie in unseren Seminaren vom Pflegedienstalltag berichtete, hing ich an ihren Lippen. Keiner konnte die krassen Gegensätze zwischen den sogenannten abrechenbaren Leistungen und der tatsächlichen Pflegepraxis mit so viel Herz und Humor veranschaulichen wie die Pflegedienstinhaberin. Im Herbst 2016 schloss Ute das Studium erfolgreich ab. Seitdem unterrichtet sie nebenberuflich an einem Fachseminar für Altenpflege und arbeitet als Gutachterin.
Ich bin froh, dass Ute sich so viel Zeit für mich und meine Fragen nimmt. Normalerweise ist ihr Alltag eng getaktet. Um alle ihre Aufgaben zu erledigen, arbeitet sie manchmal 34 Stunden am Stück: von sechs Uhr des einen bis 16 Uhr des darauffolgenden Tags. Als bekennende Acht-Stunden-Schläferin bin ich schockiert. „Einfach ist das nicht“, räumt Ute ein. Besonders der tote Punkt gegen drei Uhr morgens mache ihr zu schaffen. „Aber in so einer Nachtschicht schaffst du was!“ „Knusperhäuschen“: Ute im Wohnzimmer ihrer ältesten WG Dass zu viel Stress nicht gesund ist, weiß Ute nur zu gut. Zwei Pflegedienstinhaber aus ihrem Bekanntenkreis seien kürzlich jung verstorben, erzählt sie mir. „Das bringt der Job mit sich, wenn man ihn wirklich liebt.“ Sie selbst hatte vor rund zwei Jahren ein einschneidendes Erlebnis. Damals fuhr sie nach einer stressigen Arbeitswoche trotz verschleppter Grippe in den Urlaub, wollte dort einen Dreitausender besteigen. „Da hat dann auf einmal der Körper gestreikt, ich kam mit Bluthochdruck ins Krankenhaus“, sagt Ute. Seitdem achtet sie etwas besser auf sich, macht zum Beispiel weniger Telefonbereitschaft am Abend oder am Wochenende.
Nachdem sie zwei ihrer bestehenden Wohngemeinschaften nach ihrer Mutter (Lioba) und ihrer Tante (Elisabeth) benannt hat, sollen für die Namen der geplanten Projekte Utes Großmütter Hedwig und Margarethe Pate stehen. „Und was ist mit den Männern?“, frage ich Ute, als wir nach dem Essen durch die von Fußballfans belebte Lindemannstraße schlendern. „Mein Papa hat sich schon beschwert – aber ,Villa Wolfgang‘ klingt einfach nicht so toll “, sagt sie. Jedoch könne sie sich vorstellen, einen Wohnbereich innerhalb einer Einrichtung nach ihrem Vater zu benennen. Was Ute wohl noch alles machen wird? Ich bin gespannt – und halte euch selbstverständlich auf dem Laufenden!
3 Kommentare
Seit 17 Jahren bin ich Betreuer meiner Eltern, jetzt Restfamilie Mutter. Meinem Vater war es vergönnt zu Hause zu sterben. Ohne „Hilfe – Haushälterin wäre eine Betreuung nicht möglich gewesen. „Burnout s gehören zum Standardprogramm von Familienangehörigen wenn sie nicht selbst in der Lage sind sich abzugrenzen. „Ich kann nur für einen anderen Menschen sorgen wenn ich mich auch um mich selbst sorge“.
Vor 5 Jahren mußte meine Mutter zu Ihrem Leidwesen (auf einderer Ebene auch für mich) in ein Pflegeheim umziehen.
Bzgl Pflegedienste (ambulant): Wir hatten da einen 6er im Lotto
Bzgl Pflegedienst (ambulant) für mich: Von OK bis Katastrophe
Seit 1 Jahr wohne ich da ich im Alltag Hilfe benötige im gleichen Pflegeheim. (Es war absehbar das dieser Zeitpunkt kommen würde)
Nur kurz soviel. Da ich fit im Kopf bin weiß ich mich zu wehren. Für meine Mutter wenn s denn wieder einmal sein muß wie auch für mich. Wie und Wo. Mit 17jähriger Erfahrung weiß ich wo s hängt. Politisch wie auch auf der Ebene des Pflegepersonal. „Die Pflege ist einzig und alleine vom Pflegepersonal abhängig“. Das jedoch erfordert mitunter Solidarät untereinander. „Mangelware“.
Ich bin nach wie vor Betreuer „
Lieber Wolfgang,
vielen Dank für deinen Kommentar und dafür, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg bei deinen Anliegen.
Liebe Grüße
Kati
Danke für Mitleid! Es ist ein seltsames Gefühl, einigen überhaupt unverständlich und fremd. Mein Opa ist auch pflegebedürftig und wir haben seinen Alltag den fachlichen Händen anvertraut https://www.hanse-pflegedienst.de/ambulanter-pflegedienst2 Nichts verloren, sondern eher gewonnen hat der Opa. Ein ausgewogenes Menü, ambulante Hilfe im Bedarfsfall, ein geselliger Partner für jeden kommenden Tag! Mir scheint, dieser Weg wurde richtig gewählt, besser für alle! Danke für Ihr Verständnis!