Nationale Demenzstrategie
Für mich als Pflegewissenschaftlerin sehr spannend war der Vortrg von Marit Kirkevold, Professorin und Dekanin des Departements für Pflegewissenschaften, die uns einen Einblick in die Demenzforschung aus der Perspektive ihrer Disziplin gab – beispielsweise anhand einer Studie, in der es darum geht, wie Menschen mit Demenz gemeinsam mit Angehörigen und Pflegekräften an Entscheidungen partizipieren können und welche möglichen Probleme dadurch entstehen. Bjørn Erik Neerland forscht an der Universität Oslo über Delir Besonders beeindruckt hat mich außerdem der Vortrag von Janne Røsvik, die aus dem Konzept zur personenzentrierten Pflege von Menschen mit Demenz nach Tom Kitwood die Punkte herausgearbeitet hat, die für die Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus besonders wichtig sind. Zum Beispiel Validation, die soziale und physische Umwelt sowie die Berücksichtigung der Stärken und der persönlichen Geschichte des Patienten mit Demenz.
Ein weiteres Beispiel ist die Memory-Klinik des Ullevål-Universitätskrankenhauses, bei der Ärzte verschiedener Fachrichtungen Hand in Hand mit Pflegekräften arbeiten um abzuklären, ob junge Patienten oder Menschen mit uneindeutiger Diagnose an Demenz oder einer anderen Erkrankung leiden. Für ein Erstgespräch mit den Patienten nehmen sich Geriater Peter Bekkhus-Wetterberg und seine Kollegen im Schnitt drei Stunden Zeit, schwierige Diagnosen werden einmal die Woche im multiprofessionellen Team diskutiert. „Auf diese Bedingungen und die Bereitschaft der Mitarbeiter, so eng zusammen zu arbeiten, bin ich ein wenig neidisch“, sagt Teilnehmerin Kristina Gartzen, Ärztin für Psychiatrie, Neurologie und Geriatrie im Haus Berge der Contilia Gruppe in Essen. Für Kinder und Jugendliche, deren Mutter oder Vater an Demenz erkrankt ist, wurden ebenfalls besondere Maßnahmen entwickelt, unter anderem ein presigekrönter Film sowie ein Sommercamp. Das finde ich bemerkenswert, zumal die Zahl der jungen Norweger, bei deren Elternteil eine demenzielle Veränderung diagnostiziert wird, bei geschätzt 200 bis 300 pro Jahr liegt – die der unter 18-Jährigen sogar nur bei 50 bis 75. Den Film (auf Englisch) könnt ihr euch hier anschauen:
Einen Vergleich des deutschen und des norwegischen Gesundheitssystems von Daniel Tucman, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung, könnt ihr euch hier herunterladen: Tucman: Gesundheitssysteme im Vergleich Weitere Berichte zur Studienreise Demenz im Krankenhaus findet ihr hier: Tag eins: Studienreise nach Norwegen Tag drei: Häkeln statt fixieren Tag vier: Schmerztherapie bei Demenz Tag fünf: Interdisziplinäres Teamwork machts möglich Dieser Artikel wurde am 30. Mai 2017 veröffentlicht
2 Kommentare
Wir arbeiten mit Mobility Monitoring um Schmerzen interpretieren zu können und haben grosse Erfolge.Dazu gehört die Schlafüberwachung wo wir besonders stolz sind. Unsere 16 Bewohnenden schlafen in der Nacht und sind tagsüber aktiv!
Sehr interessanter Bericht. Danke für die Infos und für die Mühen.