Jüdisches Altenzentrum

Patrick Wollbold vom jüdischen Altenzentrum Frankfurt am Main

Jüdisches Altenzentrum

HANUKKAH, DAS JÜDISCHE LICHTERFEST

Vom 12. bis 20. Dezember 2017 feiern Juden in vielen Teilen der Welt das Lichterfest Hannukah. Es macht mich traurig, dass es in den vergangenen Tagen durch antiisraelische Proteste getrübt wurde, denn eigentlich ist es ein fröhliches Familienfest. Grade für alte Menschen hat diese Tradition eine besondere Bedeutung. Patrick Wollbold vom Jüdischen Altenzentrum in Frankfurt am Main hat mir erzählt, wie jüdische Senioren Feiertage erleben.

Frankfurt am Main – Das Altenzentrum der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main ist die größte jüdische Pflegeeinrichtung Europas. Es umfasst ein Pflegeheim, in dem viele Bewohner aus osteuropäischen Ländern wie Russland, Ungarn und Bulgarien leben. Außerdem gibt es eine Wohnanlage für Betreutes Wohnen und eine Tagespflege mit deutschen und russischsprachigen Tagen. Die Angebote stehen Menschen aller Religionen offen, aber gemeinsam gefeiert werden nur jüdische Feste. Der wichtigste wöchentliche Feiertag ist der Sabbat, der von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Einbruch der Dunkelheit am Samstag dauert. Er dient dem Innehalten nach der Arbeitswoche. Traditionell zündet zu Beginn eine Frau die Kerzen des siebenarmigen Leuchters an und spricht ein Segensgebet. Nach dem Gottesdienst in der hauseigenen Synagoge findet Freitagabend und Samstagvormittag ein „Kiddusch“ statt, hier können die Besucher des Gottesdienstes nach jüdischer Tradition gemeinsam essen und trinken.

Richtig groß feiern Bewohner, Mitarbeiter und Gäste aus der Gemeinde das achttägige Lichterfest „Hanukkah“, das in der Regel im November oder Dezember liegt. Zweimal kommen in dieser Zeit im Altenzentrum bis zu 140 Personen zu einem Gottesdienst mit anschließendem Abendessen zusammen, bei dem es traditionell viele in Öl gebackene Speisen wie Krapfen oder Reibekuchen gibt. Hanukkah erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Diese beruht der Überlieferung nach auf einem Lichtwunder, durch das der siebenarmige Kerzenleuchter des Tempels mit nur einem Krug geweihtem Öl acht Tage lang brennen konnte.

„Ein großer Teil unserer Bewohner hat über Jahrzehnte eine ganz andere, zum Teil antisemitische Kultur erlebt. Mit unseren Festen an den traditionellen jüdischen Feiertagen verbinden viele positive Erinnerungen – aber auch Erinnerungen an negative, traumatische Erfahrungen und Verluste. Dadurch entsteht eine ambivalente Atmosphäre, mit der wir sensibel umgehen müssen.“

Patrick Wollbold, Koordinator der Pflege und stellvertretender Einrichtungsleiter des Altenzentrums der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main (Foto: privat)

Dieser Beitrag ist Teil meines Artikels „Gepflegt feiern“ über verschiedene Feste in Senioreneinrichtungen – von Weihnachten über Karneval bis hin zum Zuckerfest. Er ist in dem interaktiven Magazin „Lebenlang“ erschienen. Den ganzen Artikel zum Blättern findet ihr hier:

Dieser Artikel wurde am 16. Dezember 2017 veröffentlicht

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