Oslo – Heute morgen um 4 Uhr klingelte der Wecker, um 4.45 Uhr musste ich am Flughafen Düsseldorf sein, um von dort über Kopenhagen nach Oslo zu fliegen. Die norwegische Hauptstadt ist die erste Etappe einer fünftägigen Studienreise, bei der 22 Akteure aus dem Gesundheitswesen, zwei Journalisten und ich (mehr Informationen zu den Reiseteilnehmern findet ihr in der Bildergalerie unten) uns einen Eindruck von der Versorgung von Menschen mit Demenz in norwegischen Krankenhäusern mit Modellcharakter verschaffen wollen. Gefördert wird die Exkursion von der Robert Bosch Stiftung, um die Koordination kümmert sich das Institut g-plus der Universität Witten/Herdecke.
Als wir in Oslo ankamen, fehlte auf einmal unser Gepäck. Es war fast so, als hätte das jemand absichtlich so arrangiert – sozusagen als kleine Einstimmung auf eine Situation, mit der Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus vermutlich allzu oft zurecht kommen müssen: Sich in einer unbekannten Umgebung orientieren, in der die Menschen eine fremde Sprache sprechen und man ständig das unangenehme Gefühl hat, dass einem etwas ganz wichtiges fehlt.
DEMENZ IM KRANKENHAUS: BEST-PRACTICE-BEISPIELE AUS OSLO, STAVANGER UND BERGEN
Die Koffer kamen zum Glück fast alle mit dem nächsten Flieger. Lediglich einer folgte mit etwas Verzögerung und wurde später vom zweiten Teil der Reisegruppe, die aus Frankfurt am Main anreiste, mitgebracht. Wir fragten uns zu unserem Bus durch, der uns – etwas später als geplant – ins Hotel brachte. Einige Teilnehmer und ich zogen los, um Oslo zu erkunden. Am Abend stand noch eine Stadtführung mit der gesamten Gruppe an, bei der wir unter anderem den berühmten
Vigeland-Skulpturenpark besichtigten.
Oslo mit seinen 658.000 Einwohnern (zählt man das Einzugsgebiet hinzu sind es etwa 1,5 Millionen) und unzähligen sorgfältig instand gehaltenen historischen Gebäuden liegt an einem Fjord, umgeben von Hügeln und Wäldern. Fast schon schade, dass wir nur wenig Zeit haben, diese idyllische Umgebung zu genießen. Aber nur fast. Denn in den kommenden vier Tagen erwartet uns ein ebenso straffes wie spannendes Programm. Unter anderem stehen Besuche der Universitätskliniken von Oslo und Stavanger sowie eines diakonischen Krankenhauses in Bergen an (siehe auch Karte unten).
NEUE IDEEN UND IMPULSE
Und warum machen wir das alles? Die Idee dahinter ist, dass die teilnehmenden Fachleute das erworbene Wissen und den Austausch mit den norwegischen Kollegen nutzen, um nach ihrer Rückkehr die Entstehung und Verbesserung von demenzsensiblen Krankenhäusern in Deutschland voranzutreiben. Denn immer mehr ältere Krankenhauspatienten sind demenziell verändert. „Im vergangenen Jahr hatten etwa 15 Prozent unserer stationären Patienten als Haupt- oder Nebendiagnose Demenz oder Delir“, sagt der Teilnehmer Matthias Apken (mehr Infos zu Delir im Info-Kasten unten). Für den Pflegedirektor und seine Kollegen im
Maria-Josef-Hospital Greven eine große Herausforderung.
So erwartet Matthias von der Reise, neue Ideen und Impulse dafür zu erhalten, wie er im Maria-Josef-Hospital Verbesserungen auf der Prozess- und Handlungsebene umsetzen kann. „Konkret steht grade ein Umbau der geriatrischen Station an und ich hoffe, von den norwegischen Kollegen zu erfahren, wie sie an so ein Projekt herangehen würden.“ Derartiges Fachwissen ist gefragt – schließlich beginnen die meisten deutschen Einrichtungen gerade erst damit, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen, während Norwegen bereits seit der Gesundheitsreform im Jahr 2012 nachhaltige und integrierte Versorgungsformen für Menschen mit Demenz im Krankenhaus eingeführt hat.
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BILDERGALERIE: Teilnehmer der Studienreise „Demenz im Krankenhaus“ nach Norwegen
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