Aber so ist das eben bei BarCamps: Bei den sogenannten Un-Konferenzen steht vorab nur der organisatorische Rahmen (Ort, Zeit und meistens das Thema) fest, alles andere bestimmen die Teilnehmer zu Beginn jedes Tages gemeinsam. Jeder kann (und soll) offene Vorträge oder Workshops – sogenannte Sessions – anbieten. Sind daran genug Leute interessiert, wird der Programmpunkt in den Session-Plan aufgenommen.
Dirk Steinmetz (@dirste) war 2013 zum ersten Mal auf einem BarCamp. Der Geist der offenen Tagung faszinierte den Diplom-Pflegewirt, der heute als Personalmarketing-Referent an der Uniklinik Köln arbeitet. „Ich wollte dieses Format ins Gesundheitswesen tragen“, so Dirk. Gesagt, getan: 2015 ging das Care Camp Köln an den Start. „Ich habe es einfach mal ausprobiert – daraus entstand dann eine Eigendynamik.“
Inzwischen hat Dirk die Organisation der Un-Konferenz an Dr. Kathrin Reinert (@klangspur) abgegeben, die Unternehmenskommunikation im Gesundheits- und Sozialwesen macht. Sie kümmert sich dieses Jahr zusammen mit weiteren Mitstreitern darum, das beim Care Camp Köln alles reibungslos abläuft. So ganz kann „Vater“ Dirk sich aber offenbar noch nicht von seinem „Baby“ trennen, ist die ganze Zeit anwesend und steht dem Orga-Team beratend zur Seite. Das macht indes einen ganz wunderbaren Job und sorgt dafür, dass die etwa 65 Teilnehmer (die exakte Zahl lag bei Veröffentlichung noch nicht vor) sich voll auf die Inhalte konzentrieren können.
Einziger Wermutstropfen: Es laufen immer so viele Sessions parallel, wie es Räume gibt. Ich muss mich also entscheiden. Neben der E-Health-Diskussion höre ich an Tag eins des Camps unter anderem einen Vortrag über Social Media im Gesundheitsbereich, nehme an einer Skype-Konferenz mit einem Pfleger teil, der grade für Ärzte ohne Grenzen im Irak ist und fachsimple in einem Workshop über Blog-Projekte.
Fast noch inspirierender als die Sessions finde ich die Pausen dazwischen. Ich unterhalte mich mit anderen Teilnehmern und habe schon wieder zig Ideen für Blog-Beiträge, die ich schreiben möchte. Meiko Frischkorn (@meifrisch), Fachberater für Pflege aus Hamburg und zum dritten Mal extra aus Norddeutschland nach Köln angereist, fasst in Worte, was auch mein Eindruck ist: „Hier sind viele Querdenker, mit denen sich informelle Gespräche ergeben, die für alle Beteiligten einen echten Mehrwert bieten.“
Neben den alten Hasen wie Meiko sind auch Teilnehmer hier, die zum ersten Mal bei einem BarCamp dabei sind. Eine von Ihnen ist Felicita Fuchs. Die 29-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Trier stieß zufällig im Internet auf das Care Camp Köln „Das klang so spannend, dass ich beschlossen habe, einfach mal hinzufahren.“ Und, wie hat es ihr gefallen? „Richtig gut, ich habe mein Netzwerk erweitert und viel Neues erfahren – zum Beispiel über Online-Kurse zur Notfallmedizin“, sagt sie.
„Diese ungezwungene Vernetzung in den Pausen ist wichtiger Bestandteil eines BarCamps“, sagt Kathrin vom Orga-Team. Aus diesem Grund wird viel Wert auf eine entspannte Atmosphäre im Foyer gelegt – und es gibt ständig etwas zu essen und zu trinken: Obst, Wasser, Kaffee, Kuchen, Pizza, Croissants, Pasta, Salat und Eis. Da ich gutes Essen sehr schätze, kommt das bei mir (und bei vielen anderen) sehr gut an.
Nicht nur die Verpflegung, auch die Sketchnotes (siehe Foto ganz oben), die Räume und das Equipment wurden von Unterstützern beigesteuert, wodurch die Kosten für jeden einzelnen von uns mit 19 Euro (Frühbucher) beziehungsweise 25 Euro wirklich moderat sind. Der Beitrag fließt ausschließlich in die Kostendeckung, das Care Camp Köln ist nicht kommerziell. „Wir legen Wert darauf, dass es keine Bezahlschranke gibt, damit das Camp niedrigschwellig ist und auch Schüler, Studierende oder Geringverdiener teilnehmen können“, so Kathrin.
„Ich war überrascht, dass heute ganze 20 Sessions angeboten wurden. Nachdem sie sich gestern mit dem Format vertraut machen konnten, haben viele offensichtlich die Impulse aufgegriffen, und ganz tolle Ideen entwickelt“, sagt Kathrin. Auch ich bin ganz angetan von meinem ersten Mal beim Care Camp Köln. Wenn es nächstes Jahr eine vierte Ausgabe gibt, will ich unbedingt wieder kommen. Ich freue mich schon!
Unsere Tweets zum Care Camp Köln findet ihr unter dem Hashtag #cck17
Bildnachweis: Andrea Brücken (@dieHauteCulture) – Sketchnote
Dieser Artikel wurde am 18. Juni 2017 veröffentlicht