Leiterin einer Slbsthilfrgruppe für Pflegende Angehörige

Selbsthilfegruppe Pflegende Angehörige Beschriftung

Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige

HELDIN DES ALLTAGS

Krankenschwester, Leiterin einer Selbsthilfegruppe und pflegende Angehörige: Hannelore aus Quickborn hilft anderen Menschen – und zieht viel Kraft daraus. [BEZAHLTE KOOPERATION MIT DER AOK NORDWEST]

Quickborn – Hannelore hat eine Schwäche für schöne Dinge, das merkt man sofort, wenn man ihr Reihenhaus in Quickborn betritt. Das Wohnzimmer ist mit dunkel glänzenden Holzmöbeln aus der Gründerzeit eingerichtet, auf der Fensterbank stehen Kerzen und geschmackvoll arrangierte Blumen. Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Hausherrin und ihren zehnjährigen Mischlingsrüden Bruno nehme ich auf einem Sessel Platz. Hannelore serviert mir Kaffee in geblümtem Porzellan mit Goldrand.

Ich bin heute bei der 71-Jährigen zu Besuch, um für eine Kooperation mit der AOK NORDWEST mehr über ihr ehrenamtliches Engagement zu erfahren. Denn Hannelore leitet einmal im Monat eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige. Die sechs Teilnehmer leben alle mit einem pflegebedürftigen Ehepartner zusammen oder haben dies getan, bis sie verwitwet sind.

Gemeindeschwester in Schleswig-Holstein

Anderen Menschen zu helfen – das zieht sich wie ein roter Faden durch Hannelores Leben. Die examinierte Krankenschwester kam mit Anfang 20 aus der Grafschaft Bentheim an der holländischen Grenze in den Norden. Wie damals üblich, hatte sie in der Ärztezeitung annonciert, dass sie einen Job in der Pflege suche. Aus den Angeboten, die sie daraufhin erhielt, wählte sie eine Stelle in Schleswig-Holstein aus, fand dort ihre große Liebe – und blieb.

Blumendeko bei Hannelore, der Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Selbsthilfegruppe Pflegende Angehörige

Hannelore liebt schöne Dekoration – Zuhause und bei der Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige

Nach vielen Jahren im Krankenhaus, in denen sie auf den verschiedensten Stationen im Einsatz war, arbeitete Hannelore ihre letzten zehn Berufsjahre als Gemeindeschwester. Ähnlich wie heute ein ambulanter Pflegedienst, fuhr sie zu kranken und pflegebedürftigen Menschen nach Hause, um Verbände zu wechseln, den Blutdruck zu messen oder sterbende Menschen und deren Familien zu unterstützen. „Das war damals viel persönlicher als heute – man hatte Zeit, um sich mit den Menschen hinzusetzen, eine Tasse Kaffee zu trinken und zu reden“, sagt Hannelore. Schwerkranken Patienten gab sie sogar ihre private Telefonnummer. „Die konnten mich im Notfall Tag und Nacht erreichen.“

Willkommen in der Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige

In die Selbsthilfe ist Hannelore irgendwann „so reingerutscht“. Zuerst gab sie Kurse für Pflegehelfer, dann auch für pflegende Angehörige. „Da ging es aber eher darum, wie man pflegebedürftige Menschen bettet oder die Grundpflege verrichtet“, so Hannelore. Schließlich entstand unter ihrer Leitung eine Selbsthilfegruppe für die Patienten ihres damaligen Arbeitgebers, dem Deutschen Roten Kreuz.

Als sie mit einer befreundeten Pastorin an einer Fortbildung teilnahm, entwickelten die beiden Frauen gemeinsam ein Selbsthilfeangebot, das an die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Quickborn-Hasloh angedockt ist. „Dennoch ist die Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige nicht kirchlich gebunden und vermittelt auch keine religiösen Inhalte“, betont Hannelore. „Bei mir sind alle willkommen – egal, aus welchem Land sie kommen oder welcher Religion sie angehören.“

Selbsthilfegruppe gibt seelische Unterstützung

Nach einigen Jahren zog die Pastorin weg und Hannelore leitete die Gruppe fortan allein. Während sie sich früher mehr auf die praktischen Themen konzentriert hatte, war sie nun auch für den seelischen Part zuständig – und fand Gefallen daran. Um die Teilnehmer einzustimmen, bereitet sie die monatlichen Treffen der Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige immer sehr sorgfältig vor. Das beginnt damit, dass sie jeden ihrer Schützlinge am Tag zuvor anruft und an die Treffen erinnert. Aus Büchern und Karten wählt sie zudem Geschichten, Gedichte oder Segenssprüche aus. „Daraus lese ich zu Beginn und am Ende der Begegnungen vor, um den Teilnehmern den Einstieg zu erleichtern und einen Rahmen zu schaffen“, sagt Hannelore. Formulierungen wie „Jesus spricht“ lasse sie dabei aber bewusst weg, damit es nicht so religiös rüberkomme.

Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige

Seniorenhund Bruno bringt sein Frauchen Hannelore zum Lachen

Wie in ihrem eigenen Zuhause sorgt sie auch bei den Treffen im Gemeindehaus für eine Atmosphäre der Geborgenheit. „Je nachdem, zu welchem Thema ich den Einstiegstext wähle, bringe ich Blumen, selbst gepflückte Beeren, Steine oder Kerzen mit, um den Raum zu dekorieren.“ Dazu gibt es Tee – manchmal sogar aus frischen Minzblättern aus Hannelores Garten.

Pflegende Angehörige empfinden Einsamkeit und Trauer

Die Teilnehmer danken es ihr, indem sie sich öffnen und über Dinge sprechen, die sie sonst mit niemandem teilen können. Da fallen schon mal Sätze wie: „Wir sind so lange zusammen, aber das ist nicht die Person, die ich geheiratet habe“. Auch geht es um Probleme mit Nähe, Einsamkeit und Trauer. Mittlerweile ist die Vertrautheit so groß, dass Hannelore und die Mitglieder sich untereinander duzen.

Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige

Gerda, die „angenommene Oma“ von Hannelore

Wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu pflegen, weiß Hannelore aus eigener Erfahrung. Ihr verstorbener Mann war schwer krank und sie kümmerte sich um ihn. Heute teilt die Witwe Ihr Haus mit ihrer 93-jährigen Freundin Gerda, die sie liebevoll „meine angenommene Oma“ nennt.

Hannelore ist für mich eine wahre Heldin des Alltags. Und das Beste daran: Die fröhliche Rentnerin selbst scheint auch davon zu profitieren, dass sie sich für andere Menschen einsetzt. So viel Engagement hat offensichtlich schon auf Hund Bruno abgefärbt. Der arbeitet inzwischen nämlich auch ehrenamtlich – als Seniorenhund, der Pflegeheimbewohner besucht und mit ihnen kuschelt.

Mehr über Hannelore und ihre Arbeit in der Selbsthilfegruppe findet ihr auf der Seite der AOK NORDWEST.

Zu meinem Beitrag über ein Pflegehotel für pflegende Angehörige geht es hier entlang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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